Was sind Cluster-Kopfschmerzen?

Der Chefarzt der Klinik für Neurologie im Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde, Herr Dr. med. Albert Grüger, stand uns freundlicherweise für Fragen zum Thema Cluster-Kopfschmerzen (Bing-Horton-Neuralgie) zur Verfügung.

Michael Brumme
Michael Brumme
Cluster Hilfe Brandenburg

Bei der heutigen Fragestunde stand uns Herr Dr. med. Albert Grüger zur Beantwortung der nachstehenden Fragestellungen bereit. Dr. Grüger ist Facharzt für Neurologie mit der Zusatzbezeichnung Rehabilitationswesen. Er ist Chefarzt der Klinik für Neurologie im Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde und leitet die kliniknahe Praxis für Neurologie. Sein spontanes Angebot, unsere Selbsthilfegruppe „Cluster Hilfe Brandenburg“ zu unterstützen, nahmen wir gern und dankenswerter Weise an.

Cluster-Kopfschmerz, was ist das?

Dr. med. Albert Grüger: „Cluster Kopfschmerz ist eine seltene Form „primärer“ Kopfschmerzen (d.h., der Kopfschmerz selbst ist das Problem, er ist nicht Ausdruck einer anderen Erkrankung; die Diagnose beruht ausschließlich auf der Beschwerdeschilderung des Patienten). Jedes Jahr erkrankt etwa einer von 50.000 Einwohner neu daran. Auf die Lebenszeit bezogen leidet einer von 1.000 Einwohner irgendwann einmal darunter (im Barnim also zwischen 150 und 200 Menschen).

Die aktuelle Definition des Cluster-Kopfschmerz ist wie folgt:

Attackenartiger starker, streng einseitiger Schmerz in der Schläfen- oder Augenregion, der unbehandelt zwischen 15 Minuten und drei Stunden anhält. Der Schmerz ist mit einseitigem Tränenlaufen, verstopfter oder laufender Nase, einer engen Pupille, einem hängenden Augenlid oder körperlicher Unruhe des Betroffenen verbunden; und die Häufigkeit der Attacken während eines „Clusters“ (einer Häufung) liegt zwischen einmal jeden zweiten Tag und 8 Attacken/Tag.

Ähnliche Beschwerden können durch potenziell bedrohliche Erkrankungen der Gefäße, des Auges oder des Gehirns verursacht werden, so dass bei neu auftretendem Custer Kopfschmerz immer eine dringliche Abklärung erforderlich ist.
Es gibt eine Reihe ähnlicher Kopfschmerzformen, die aber zeitlich anders verlaufen; diese werden in der Gruppe der „trigemino-autonomen Kopfschmerzen“ zusammengefasst.“

Was hilft gegen Cluster-Kopfschmerz?

Dr. med. Albert Grüger: „Es gibt Maßnahmen, die die Kopfschmerzattacke lindern / abkürzen („Akutbehandlung“) und Maßnahmen, die die Häufigkeit und Schwere der Attacken reduzieren („Vorbeugung“).

Zur Akutbehandlung zugelassen und geeignet sind

1. Sauerstoff über eine Gesichtsmaske und
2. „Triptane“, Medikamente, die auch bei Migräne (aber nicht bei anderen Schmerzen) helfen. Für den Clusterkopfschmerz kommt eine Tablettenbehandlung allerdings zu spät, so dass Nasenspray oder Subkutan-Spritzen (auch zur Selbstanwendung) notwendig sind.
Wenn beide Maßnahmen nicht helfen, kann gelegentlich ein Lokalanästhetikum (Lidocain) in die Nase hilfreich sein; es gibt weitere Reservemedikamente, und eine weitere, neue Medikamentengruppe steht möglicherweise vor der Zulassung.

Oft ist zudem eine Vorbeugung notwendig. Medikament der ersten Wahl ist Verapamil; wenn es schnell gehen muss, kann auch Kortison vorübergehend eingesetzt werden. Mit Lithium, Topiramat, Galcanezumab gibt es bei fehlender Wirksamkeit oder Nebenwirkungen weitere Alternativen. Für andere „trigemino-atutonome“ Kopfschmerzen sind andere Medikamente geeignet.“

Warum hilft Sauerstoff bei Cluster-Kopfschmerz?

Dr. med. Albert Grüger: „Kurze Antwort: man weiß es nicht. Die Ursache des Cluster Kopfschmerz ist nicht abschließend geklärt, und alle Behandlungen beruhen auf Erfahrungswerten, abgesichert durch Therapiestudien. Die gute Nachricht: die Inhalation von 100% Sauerstoff über Gesichtsmaske in aufrechter Position mit Rückatembeutel (NonRebreather Maske) von 12 l/min über 15–20 min ist bei vier von fünf der Clusterpatienten wirksam. Die Kosten für die Behandlung von Clusterkopfschmerzattacken mit Sauerstoff in Druckgasflaschen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Behandlung hat praktisch nie Nebenwirkungen, nur bei sehr schwer lungenkranken Menschen ist Vorsicht geboten.“

Wer ist der richtige Ansprechpartner für Cluster-Kopfschmerz in Ihrem Hause? Wie ist das Prozedere?

Dr. med. Albert Grüger: „Im Martin Gropius Krankenhaus gibt es eine neurologische Praxis, die mit erfahrenen Fachärzten der Klinik besetzt ist. Terminanfragen erfolgen am besten über das Kontaktformular auf der Webseite: https://www.glg-gesundheit.de/standorte/medizinische-versorgungszentren-und-praxen/eberswalde/praxis-fuer-neurologie).
Wenn die Kopfschmerzen zum ersten Mal auftreten oder ungewöhnlich schlimm sind, sollte eine Abklärung im Krankenhaus erfolgen. Am Notfallzentrum des Werner Forßmann Klinikum Eberswalde, Rudolf-Breitscheid-Straße 100, 16225 Eberswalde ist 24/7 ein Neurologe im Dienst, der sich mit der Akutdiagnostik und -therapie bei Cluster Kopfschmerzen auskennt.“

Die Fragestellungen kamen aus dem Kreis unserer Mitglieder der Selbsthilfegruppe „Cluster Hilfe Brandenburg“, welche sich regelmässig in Bernau bei Berlin trifft. Als Gesprächspartner stand uns zur Verfügung:

Dr. med. Albert Grüger Eberswalde
Dr. med. Albert Grüger

Kontakt
Dr. med. Albert Grüger, MA
Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnung Rehabilitationswesen

Email neuroambu@mgkh.de
Tel.: 03334 53-210
Fax: 03334 53-240

Praxis für Neurologie
Zweigpraxis Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde
Oderberger Straße 8
16225 Eberswalde