Zeitumstellung 2025: Winterzeit & Cluster-Kopfschmerz — Tipps & Fakten

Die Zeitumstellung auf Winterzeit verändert nicht nur den Tagesablauf, sondern kann auch den biologischen Rhythmus beeinflussen. Für Menschen mit Cluster-Kopfschmerz ist das eine sensible Phase – viele berichten über eine Verschiebung oder Zunahme von Attacken. Dieser Beitrag zeigt mögliche Zusammenhänge auf und gibt praktische Hinweise für die Zeit rund um die Umstellung.

Michael Brumme
Michael Brumme
Cluster Hilfe Brandenburg

Zeitumstellung auf Winterzeit 2025

Wie sich die Uhr zurückdreht und was Menschen mit Cluster-Kopfschmerz jetzt wissen sollten

Datum der Umstellung: Nacht von Samstag, 25. Oktober, auf Sonntag, 26. Oktober 2025
Richtung: Die Uhren werden um 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt
Folge: Die Nacht ist eine Stunde länger

Warum das Thema Zeitumstellung für Menschen mit Cluster-Kopfschmerz relevant ist

Zweimal jährlich wird in Deutschland die Uhr umgestellt – ein Vorgang, der für viele kaum mehr als eine organisatorische Randnotiz darstellt. Für Menschen mit Cluster-Kopfschmerz hingegen kann diese Zeitverschiebung eine besondere Bedeutung haben.

Cluster-Kopfschmerz zählt zu den intensivsten bekannten Schmerzformen. Die Attacken treten oft über Wochen hinweg in Serien („Bouten“) auf – meist zu festen Tageszeiten, häufig in den frühen Morgenstunden. Dieses regelmäßige Muster deutet auf eine Beteiligung der inneren Uhr hin, insbesondere des zirkadianen Systems und des Hypothalamus.

Einige wissenschaftliche Arbeiten sowie Erfahrungsberichte legen nahe: Bereits geringe Veränderungen im Schlafrhythmus oder in der Lichtwahrnehmung können bei bestimmten Betroffenen mit Veränderungen im Attackenverlauf einhergehen. Die Zeitumstellung – insbesondere im Herbst – gilt daher als möglicher Auslöser, auf den empfindliche Personen vorbereitet sein sollten.

Der Einfluss der Zeitumstellung auf unseren Körper

Der zirkadiane Rhythmus: Unsere innere Uhr

Der menschliche Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch ein etwa 24-stündiges System reguliert, gesteuert vom sogenannten suprachiasmatischen Nucleus im Hypothalamus. Dieser reagiert besonders sensibel auf Licht – vor allem auf natürliches Morgenlicht.

Wenn die Uhr zurückgestellt wird, entsteht eine Diskrepanz zwischen äußerer Zeit und innerem Takt. Obwohl es offiziell „eine Stunde früher“ ist, bleibt der Körper zunächst auf den alten Rhythmus eingestellt. Diese Desynchronisation kann sich auf Schlafqualität, hormonelle Prozesse, Stimmung und potenziell auch auf Schmerzverarbeitung auswirken.

Cluster-Kopfschmerz und der Hypothalamus

Bildgebende Verfahren, etwa die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), zeigen: Bei Menschen mit Cluster-Kopfschmerz ist der Hypothalamus funktionell verändert. Diese Gehirnregion steuert unter anderem Schlaf, Temperaturregulation, Hormone und das Schmerzempfinden – und nimmt somit eine zentrale Rolle in der Krankheitsentstehung ein.

Diese enge Verbindung zum zirkadianen System könnte erklären, warum Veränderungen im Tagesablauf – etwa durch die Zeitumstellung – bei einigen Betroffenen mit einer Verstärkung oder Verschiebung von Attacken einhergehen.

Studienlage: Was die Wissenschaft sagt

  • In Untersuchungen geben bis zu 70 % der Betroffenen an, dass ihre Attacken zu festen Tageszeiten auftreten – am häufigsten zwischen 1:00 Uhr und 3:00 Uhr nachts.
  • Einige Beobachtungsstudien und Fallberichte deuten auf eine Zunahme oder Verschiebung von Attacken im Umfeld von Zeitumstellungen hin – valide klinische Langzeitdaten fehlen bisher jedoch weitgehend.
  • Für Migräne liegen deutlichere Hinweise vor: Nach Zeitumstellungen steigt die Zahl gemeldeter Attacken laut mehreren Studien signifikant an.
  • Auch für andere gesundheitliche Parameter wie Herzinfarkt, depressive Episoden oder Schlafstörungen wird ein Anstieg in den Tagen nach der Umstellung beobachtet.

Typische Probleme in den Tagen nach der Umstellung

Die Umstellung auf die Winterzeit kann für Menschen mit Cluster-Kopfschmerz spezifische Herausforderungen mit sich bringen:

Verschiebung der Attackenzeiten

Ein Teil der Betroffenen berichtet, dass sich die gewohnten Zeiten für Attacken verändern – z. B. treten sie plötzlich um 1:00 Uhr statt wie üblich um 2:00 Uhr auf. Auch eine vorübergehende Häufung der Attacken wurde vereinzelt beobachtet.

Schlafprobleme

Trotz der „zusätzlichen Stunde“ ist der Schlaf in der Umstellungsphase nicht automatisch erholsamer. Häufig genannt werden:

  • Einschlafschwierigkeiten
  • nächtliches Erwachen
  • verstärkte Tagesmüdigkeit
  • unruhige Nächte mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit

Hormonelle Veränderungen

Die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und Cortisol (Stresshormon) folgt einem stabilen Tagesmuster. Durch die Zeitumstellung kann dieser Rhythmus vorübergehend aus dem Gleichgewicht geraten – mit potenziellen Folgen für:

  • die Qualität des Schlafs
  • die emotionale Stabilität
  • die Schmerzwahrnehmung

Erhöhter subjektiver Stress

Die Umstellung kann ein Gefühl von „innerem Jetlag“ auslösen – ein Zustand, der von vielen Betroffenen als belastend beschrieben wird. Dieses Stressgefühl ist bei manchen ein bekannter Verstärker von Cluster-Attacken.

Wichtig: Die Reaktion auf Zeitumstellungen ist individuell verschieden. Während manche eine deutliche Veränderung bemerken, bleiben andere weitgehend unbeeinträchtigt. Die eigene Wahrnehmung sollte ernst genommen und dokumentiert werden.

Was können Betroffene tun? – Praktische Tipps zur Vorbereitung

Folgende Maßnahmen können helfen, den Übergang in die Winterzeit besser zu gestalten:

Schlafrhythmus schrittweise anpassen

Bereits 3–5 Tage vor der Umstellung:

  • Abends jeweils 10–15 Minuten früher ins Bett gehen
  • morgens zur neuen Zeit aufstehen, um die innere Uhr allmählich anzupassen

Morgenlicht nutzen

  • Tageslicht am Morgen ist der wichtigste Taktgeber für die innere Uhr
  • Spaziergänge am Vormittag stabilisieren den zirkadianen Rhythmus
  • Lichttherapiegeräte können ergänzend eingesetzt werden (nach ärztlicher Rücksprache)

Reizüberflutung am Abend vermeiden

  • Bildschirme mindestens 1 Stunde vor dem Schlafen meiden
  • kein Koffein, Alkohol oder schweres Essen am Abend
  • stattdessen: ruhige Rituale wie Lesen, Atemübungen oder Musik

Medikamente und Notfallmittel griffbereit halten

  • Akutmittel wie Triptane oder Sauerstoffvorräte rechtzeitig überprüfen
  • bei Unsicherheiten Rücksprache mit Fachärzt:innen halten
  • Prophylaxe ggf. an saisonale Gegebenheiten anpassen lassen
  • auch Melatonin kann in bestimmten Fällen eine Option sein – jedoch ausschließlich nach Rücksprache und unter Anleitung eines behandelnden Arztes

Belastungen in der Umstellungswoche reduzieren

  • wenn möglich, keine wichtigen Termine direkt nach der Umstellung einplanen
  • Pausen im Alltag berücksichtigen, ausreichend trinken und auf Ernährung achten
  • Frühwarnzeichen ernst nehmen und Überlastung vermeiden

Kopfschmerzprotokoll führen

Notieren Sie regelmäßig in einem Kopfschmerzkalender den Zeitpunkt, die Dauer und Intensität der Attacken sowie mögliche Auslöser, Schlafqualität und Stimmung. So lassen sich Muster besser erkennen – auch im Zusammenhang mit Zeitumstellungen.

Austausch in Selbsthilfegruppen suchen

Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann emotional und praktisch entlastend sein. In Gruppen wie der Cluster Hilfe Brandenburg erhalten Sie:

  • verständnisvollen Austausch
  • alltagstaugliche Empfehlungen
  • aktuelle Informationen zu Studien und Therapien

Die Winterzeit bewusst und vorbereitet erleben

Für viele Menschen ist die Zeitumstellung lediglich ein Kalendereintrag. Für Menschen mit Cluster-Kopfschmerz kann sie jedoch ein biologisch sensibles Ereignis darstellen. Die Umstellung auf Winterzeit am 26. Oktober 2025 bedeutet nicht nur eine Stunde mehr Schlaf, sondern auch eine mögliche Herausforderung für das Gleichgewicht von Schlaf, Hormonen und Schmerzverarbeitung.

Eine gute Vorbereitung hilft – durch bewussten Umgang mit Licht, Schlaf, Medikamenten, Stress und einem gut strukturierten Alltag. Wer zusätzlich die eigene Reaktion dokumentiert und sich mit anderen austauscht, kann den Übergang deutlich besser bewältigen.

Viele Betroffene und auch Umfragen (z. B. DAK-Meinungsumfrage 2025) sprechen sich inzwischen für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus – nicht zuletzt, um gesundheitliche Belastungen zu reduzieren. Die Debatte um die Zeitumstellung umfasst dabei auch politische und gesellschaftliche Aspekte.

Michael Brumme

 

Kontakt
Michael Brumme
Gruppenleiter
Cluster Hilfe Brandenburg
Email m.brumme@clusterhilfebrandenburg.de
Telefon 0152 58425912

FAQ – Wichtige Begriffe rund um Cluster-Kopfschmerz und Zeitumstellung
Was ist der zirkadiane Rhythmus?

Die innere Uhr des Körpers, die biologische Prozesse wie Schlaf, Hormonproduktion und Körpertemperatur im 24-Stunden-Takt steuert.

Was bedeutet Desynchronisation?

Eine zeitweilige Störung der inneren Uhr, z. B. durch Zeitumstellung oder Jetlag. Sie kann zu Schlafproblemen oder erhöhtem Schmerzempfinden führen.

Was ist ein Trigger?

Ein Auslöser für eine Cluster-Attacke. Dazu zählen z. B. Alkohol, Lichtreize, Schlafmangel oder Veränderungen im Tagesrhythmus.

Welche Funktion hat der Hypothalamus?

Ein Bereich im Gehirn, der zentrale Körperfunktionen steuert – darunter Schlaf, Hormone, Temperaturregulation und Schmerzverarbeitung. Bei Cluster-Kopfschmerz spielt er eine zentrale Rolle.

Was ist Melatonin?

Ein Hormon, das bei Dunkelheit produziert wird und den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die Zeitumstellung kann den natürlichen Melatoninhaushalt beeinflussen.

Was bedeutet Prophylaxe?

Vorbeugende Maßnahmen oder Medikamente, die helfen sollen, Cluster-Attacken zu verhindern oder abzuschwächen. Sie werden ärztlich verordnet und individuell angepasst.

Quellen

Hinweis

Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Information und basiert auf öffentlich zugänglichen Quellen.

Die Inhalte stellen keine persönliche medizinische Beratung dar und ersetzen nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt. Bei Beschwerden oder Fragen zur Gesundheit wenden Sie sich bitte an eine erfahrene Ärztin, einen erfahrenen Arzt oder Schmerztherapeuten.

Obwohl der Text mit Sorgfalt erstellt wurde, übernehmen wir keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität. Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter – neue Erkenntnisse können einzelne Aussagen überholen.